Die Ausstellung von ErdengoldKUNSTwerk                             Nathalie Arun und Cornelia Kalkhoff "Creation and Recreation" ist beendet.

Creation and Recreation

 

Schöpfung und die Wieder- oder Neuschöpfung als spannungsreiche Thematik geben den Installationen des Künstlerinnenduos erdengoldKUNSTwerk, Cornelia Kalkhoff und Nathalie Arun sinnliche Kraft und widersprüchliche Dynamik. Die Künstlerinnen interessiert besonders das Verhältnis des Menschen zu seinem Vermögen durch sein Denken und Handeln die Schöpfung zu gestalten, zu verändern und wieder zu schöpfen. 

 

Zahlreiche Fragen und Debatten klingen an, wenn wir den Blick auf die Schöpfungsthematik richten:

 

Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Woran richten wir uns aus? Ist uns bewusst, dass wir durch Gedanken, Empfindungen und Handlungen die innere und äußeren Realitäten beeinflussen? Wie ist unser Umgang mit uns selbst und den Mitgeschöpfen? Wie gehen wir um mit den vielen Schöpfungsgeschichten und –mythen, die die Menschheit seit Jahrtausenden  begleiten? Wie spiegeln sich diese Thematiken in der Kunst?

 

Die biblische Schöpfungsgeschichte gibt kraftvolle Assoziationen für die künstlerischen Interventionen: da ist die Leere und Finsternis, die Schöpfung aus dem Chaos und die Schöpfung des Lichts durch das Wort. 

In sechs Tagen erfolgte die Schöpfung der Himmelsgewölbe, Land und Meer, Pflanzen, Tiere des Wassers, Vögel, Wassertiere, aller weiteren Tiere und des Menschen.

Der Mensch erhält durch seine Gottesebenbildlichkeit eine besondere Stellung in der Schöpfung. Die Schöpfungsgeschichte gibt uns aber auch das Thema der Ruhe, des Nichthandelns, denn am siebten Tag ruht Gott.

 

Uns interessiert besonders die Ambivalenz des Begriffs Recreation. Der Begriff lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die ungeheuer großen Eingriffe des Menschen in die Natur. Im Jahr 2000 wurde der Begriff Anthropozän, altgriechisch das menschlich gemachte Neue vom niederländischen Atmosphärenforscher Paul Crutzen und Eugene F. Stoermer als wissenschaftliche Bezeichnung dafür vorgeschlagen, dass der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf der Erde geworden ist. Die Wissenschaftler beziehen sich dabei auf die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf der Erde: das Artensterben, Artenverschleppung, Klimawandel, Ozonloch, radioaktiver Staub, Übernutzung von Ressourcen und Vermüllung der Erde, die Erde als Plastik-Planet.

 

Dies ist die eine Seite der Wieder- oder Neuschöpfung, die der Mensch auf der Erde vornimmt. Die andere Seite des Begriffs Recreation – Erholung, Entspannung, neue Kraft schöpfen – weist auf die große Bedeutung der Natur als Ort der Erholung und Erneuerung der Kräfte hin, auch auf die Fähigkeit der Selbstheilung und Selbsterneuerung, die in allem Lebendigen steckt.

Die Künstlerinnen setzen auch auf die Fähigkeit des Menschen, sich selbst innerlich in Balance zu bringen, wobei die innere Ausgeglichenheit – recreation – sich positiv auf das Handeln auswirkt.

  

In den Installationen, Bildern, Fotos und Mixed Media richten die Künstlerinnen sowohl den Blick auf die unendliche Vielfalt des Lebendigen und deren Schönheit als auch auf das Ungeordnete, Zerstörerische und Chaotische, das sich in der Schöpfung und im menschlichen Umgang mit ihr findet.

 

Sieben Kugeln, die frei im Kirchenraum hängen, zwei menschliche Gestalten, die in den Altarraum schweben, die im Eingang installierten großen Papierbahnen mit dunkel anmutenden Strukturen zeigen assoziativ Stationen der biblischen Schöpfungsgeschichte, in der sich die Frage nach der Rolle des Menschen in der Welt sowie seiner Lebens- und Schaffenskraft stellen.

 

Recreation – den Begriff kennen wir aus dem Umfeld der Schöpfungsgeschichte und der Schöpfungsmythen, aber auch aus dem klösterlichen Umfeld. Dort sind Räume der Recreation Räume der Erholung und Besinnung, um zu sich selbst zu finden und aus der eigenen Mitte und der dort möglichen Begegnung mit Gott zu leben. Eine gemeinsame Zeit der Recreation wird in der klösterlichen Gemeinschaft genutzt, um sich bei Ausflügen oder Musik zu entspannen. Die Ausstellung nimmt bewusst auch den Aspekt der Schöpfung als Ort der Schönheit, Lebendigkeit und sinnlichen Kraft auf.

 

Schön und verletzlich zugleich sind alle Geschöpfe. Diese Ambivalenz findet sich in den Arbeiten der Künstlerinnen wieder. Dass sich Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten für verschiedene Richtungen und Wege im Umgang mit der Schöpfung entscheiden können, symbolisieren die vielen Pfeile, die auf dem Kirchenboden, an den Wänden, an Pfeilern und von der Decke herab hängen.

 

Wer genauer hinsieht wird auch Ansätze von Heil, Heilung und Neuordnung finden. Das passt zur österlichen Botschaft des Christentums.

 

Nathalie Arun 2015